Ein befreundetes Paar brach seine Zelte in der Schweiz ab und ging auf Weltreise. Wir versprachen, sie in unseren nächsten Ferien dort zu besuchen, wo sie gerade unterwegs waren und das war zufälligerweise Kenia. Die beiden führten in der Masai Mara die Interpids-Lodge und so kam es, dass wir für drei Wochen zu ihnen reisten und das Safariland Kenia kennenlernten. Nach diesem ersten Besuch konnten wir lange Zeit keinen Zoo mehr betreten, zu intensiv waren die Eindrücke, die wir aus dem Leben in diesem Naturreservat mitnahmen. Noch etwas Bleibendes nahmen wir aus diesem Besuch mit: Unsere Tochter tauften wir Jahre später Mara.
Unsere Hochzeitsreise führte uns wieder nach Afrika. Sechs Wochen lang bereisten wir den Süden des Kontinents. Johannesburg – die Gardenroute in Südafrika – die Homelands – Kapstadt – die Viktoriafälle in Zimbabwe – ein kurzer Abstecher nach Sambia – Fuss- und Bootsafari im Okawangodelta in Botswana – und die Dünenlandschaften in Namibia waren unsere herausragenden Erlebnisse.
Nach unserer Rückkehr in die Schweiz begann die Zeit der Familie. Unsere Familienplanung mit der Geburt von drei Kindern innert drei Jahren liess keine grossen Reisen mehr zu. Erst 2013 bereisten wir zu fünft erneut den Schwarzen Kontinent. In Sansibar – im Paradisebeach-Resort - lernten wir Nike kennen und das war auch der Beginn unseres Afrikaprojektes… Nike war gerade mal 22 Jahre alt und arbeitete als Trainee an der Bar dieses Resorts. Schnell hatten wir uns alle mit ihm angefreundet, schnell hatten wir auch unsere Adressen ausgetauscht, doch nach unserer Rückkehr in die Schweiz dauerte es rund ein Jahr, bis wir wieder Kontakt zueinander aufnahmen. Wir wollten mehr von diesem Menschen erfahren, ihn besser kennenlernen – sein Schicksal hatte es gar nicht gut mit ihm gemeint. Er hatte kurz vor unserer Ankunft in Sansibar beide Eltern innerhalb von drei Wochen verloren und als ältester Sohn war er nun auch verantwortlich für seine jüngeren Schwestern, die in Ipinda, im Westen Tansanias bei seiner 75-jährigen Tante lebten. Sein Vater war Lehrer gewesen und hatte ihm eine Ausbildung im Hotelmanagement ermöglicht. Wir erfuhren einiges über seine Arbeit, seine Arbeitsbedingungen und seinen Verdienst und an dieser Arbeitstelle begannen wir ihn und seine Familie mit einem für unsere Verhältnisse bescheidenen Betrag monatlich zu unterstützen.
Im Frühling 2015 trafen wir uns in Dar Es Salaam wieder. Wir reisten gemeinsam nach Ipinda und Nike entführte uns in „sein Afrika“. Wir lernten seine Familie kennen, die mitten im Tropenwald lebt und Reis anpflanzt. Die allermeisten Dorfbewohner hatten wohl noch gar nie mit Weissen zu tun gehabt, entsprechend waren wir DIE Sensation. Wo wir hinkamen wurden wir mit einer Herzlichkeit empfangen, die uns tief berührte. Wir lernten seine Schwestern Mwikeli und Tuma, seine Tante und ganz viele andere Tanten, Onkels, Cousinen und Cousins kennen. Nach fünf Tagen reisten wir per Bus nach Dar Es Salaam zurück. Die zweite Woche hatten wir uns reserviert, um Nike einen Reisepass zu besorgen, denn unser Plan war es, ihm auch mal unser Land zeigen zu können. Am Tag unserer Abreise hatten wir dieses Ziel erreicht, allerdings war es eine zeit- und nervenaufwändige Geschichte. Gleichzeitig wurde Nike vom holländischen Besitzer der Lodge entlassen. Nicht etwa weil er mit seiner Arbeit nicht mehr zufrieden war, sondern einfach darum, weil er den Grossteil seiner Belegschaft entliess, da „Low Season“ vor der Türe stand und er nur noch einen Bruchteil seiner Angestellten gebrauchen konnte. Nun war Nike auch noch arbeitslos und der Gedanke, ihn in dieser Zeit in die Schweiz zu holen, lag auf der Hand, der Visaantrag aber innert kurzer Zeit abgelehnt. Auch ein Wiedererwägungsgesuch fruchtete nichts. Wir mussten unseren Plan ändern...
Im Februar 2016 flogen wir erneut nach Tansania. Von Dar aus reisten wir mit Nike nach Arusha in den Norden des Landes, ins Gebiet des Kilimanjaros. Nike, der inzwischen wieder in einem Resort arbeitete, liess sich zwei Wochen unbezahlte Ferien geben und begründete sein Fernbleiben von der Arbeit mit dem Erledigen familiärer Angelegenheiten. In einer kleinen Lodge liessen wir uns nieder und besuchten die Tierparks der Umgebung. Hier entstand auch die Idee, mit Nike zusammen eine Lodge zu bauen, um ihm und seiner Familie eine Existenz aufzubauen und uns einen bleibenden Zugang zu Afrika zu ermöglichen. Wir entwarfen einen Businessplan und schauten uns Landstücke um Arusha an, die zu kaufen waren. Die schwarze Besitzerin der kleinen „Waterfallslodge“ stellte die Verbindungen her und ihr Sohn fuhr uns zu den Besprechungsterminen. Schnell stellte sich aber heraus, dass Arusha für unser Projekt nicht ideal gelegen war. Wir wollten eher etwas in der Region von Dar Es Salaam finden, damit künftige Gäste nicht erst noch einmal ins Flugzeug steigen mussten, um zu uns zu gelangen. Nach unserer Rückkehr in die Schweiz kündigte Nike seine Anstellung auf unser Verlangen und zog nach Dar Es Salaam und wir begannen uns intensiv mit Swahili, der Sprache in Tansania, zu beschäftigen. Nike arbeitete gemäss Businessplan nun offiziell für uns, unsere finanzielle Unterstützung hatte sich zu einem Lohn gewandelt. Von Dar aus machte sich Nike nun auf die Suche nach bezahlbaren Grundstücken, sein Cousin Nasibu, selber ein Geschäftsmann aus Morogoro unterstützte ihn dabei und liess seine Verbindungen spielen...
An Ostern 2016 war es dann soweit: Denise flog für 48 Stunden nach Tansania und schaute sich das Landstück in Kibaha an, welches Nike als ideal für unser Projekt auserkoren hatte. Es passte. Nike lernte Autofahren, kaufte für uns das Land und ein Auto und holte uns im Sommer mit „unserem“ Auto vom Flughafen ab. Drei Wochen hatten wir nun Zeit, mit einem Architekten Pläne zu schmieden, unser Land, welches unterdessen gerodet worden war, zu besichtigen und Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung unseres Standortes zu machen. Wir besuchten die nahegelegenen Naturparks, Bagamoyo am Indischen Ozean, Southbeach in Dar Es Salaam und hatten jede Menge Zeit unser Projekt zu besprechen. Mit den fertigen Plänen im Gepäck flogen wir wieder nach Hause und im August hatten wir die Baubewilligung in der Tasche... Nun konnte es losgehen...
Anfangs September konnte mit dem Bauen begonnen werden. Wir begannen mit der Mauer und danach mit dem Managerhaus, damit Nike möglichst schnell in Mapeni leben und die Bauarbeiten vor Ort überwachen konnte. Nun folgten 11 intensive Baumonate, während derer alle Gebäude und der Swimmingpool fertiggestellt wurden. Im Juli 2017 waren die Arbeiten abgeschlossen und wir konnten während unserer Sommerferien noch die Einrichtung der Cottages, der Küche, des Restaurants und der Waschküche planen und umsetzen.
Endlich war es soweit! Auf unserem Sandstrand wurde das Buffet für das Eröffnungsessen aufgebaut, das wir für die geladenen Gäste vorbereitet hattten. Es wurde ein unvergesslicher Abend. Vorallem die Rede des Bürgermeisters bleibt in Erinnerung. Er dankte uns für den Bau der wunderschönen Anlage, von der die ganze Region profitieren werde und die Schaffung der Arbeitsplätze in unserer Lodge.